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Kava-Kava – eine vielversprechende angstlösende Heilpflanze

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‌‌‌‌Was ist Kava?

Kava (Kava-Kava oder Piper methysticum) ist ein Kraut, das in Ozeanien seit langer Zeit zu zeremoniellen Zwecken verwendet wird. Das traditionelle Getränk wurde aus Kava-Wurzeln mittels eines Kaltwassermazerationsverfahrens zubereitet. Der Konsum von Kava sorgt normalerweise für einen ausgeprägten Entspannungseffekt, ohne berauschend oder halluzinogen zu wirken, wobei zu hohe Mengen davon allerdings Erbrechen und Kopfschmerzen verursachen können. Die traditionelle Verwendung der Pflanze in Ozeanien ist beliebt und wird bis heute fortgesetzt.

‌‌‌‌Der gesundheitliche Nutzen von Kava

Wirkung gegen Angststörungen

Kava enthält Verbindungen, die als Kavalactone bezeichnet werden. Zwar wurde der Wirkmechanismus bis jetzt noch nicht vollständig entschlüsselt, jedoch scheint Kava mehrere wichtige Reaktionen im Körper auszuführen, welche wohl die entspannenden Eigenschaften und Wirkungen nach sich ziehen.

Wie andere nervenstärkende Pflanzen wie beispielsweise BaldrianPassionsblumeLavendel und Zitronenmelisse scheint sich Kava auch auf den Gamma-Aminobuttersäure-Neurotransmitter (GABA) auszuwirken. GABA ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Zentralnervensystem, der die Gehirnaktivität herabsetzt. Während sich Kavalactone nur schwach an GABA-Rezeptoren binden, scheinen sie die Bindung anderer Moleküle in hohem Maße zu verstärken. Durch die Verstärkung der Bindung dieser Moleküle erhöhen Kavalactone wahrscheinlich die GABA-Aktivität.

Im Gegensatz zu anderen gängigen nervenstärkenden Mitteln scheint Kava jedoch auch eine ausgeprägte Wirkung auf spannungsgesteuerte Natriumkanäle (VGSCs) auszuüben. VGSCs sind Kanäle in Zellmembranen, die für die allgemeine Nervenfunktion wichtig sind. Elektrische Signale werden entlang der Nerven übertragen, wenn sich Natriumkanäle öffnen und einen Nervenimpuls erzeugen. Kavalactone scheinen Natriumkanäle zu blockieren, wodurch die gesamte Gehirn- und Nervenaktivität verringert wird. Diese Wirkung, kombiniert mit einer verstärkten Bindung an GABA-Rezeptoren, liefert möglicherweise die Erklärung für die angstlösenden Eigenschaften von Kava-Präparaten.

Entzündungshemmende und gerinnungshemmende Wirkung

Die ersten Studien zur Erforschung der Wirkung des Krauts wurden in den 1960er Jahren an Tieren durchgeführt. Dabei wurden signifikante Ergebnisse erzielt, die auf eine entzündungshemmende Wirkung hindeuteten. Im Rahmen weiterer Studien wurde gezeigt, dass Kava Entzündungen entgegenwirken kann, die normalerweise als Reaktion auf den Kontakt mit verschiedenen Verbindungen sowie ultraviolettem Licht entstehen.

Der Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) ist ein wichtiges Molekül, das Entzündungen in Zellen signalisiert. Mehrere Autoimmunerkrankungen werden normalerweise mit pharmazeutischen Mitteln behandelt, welche TNF-α hemmen. Verschiedene in Kava enthaltene Kavalactone scheinen den TNF-α zu unterdrücken. Endotoxine sind Verbindungen, die in der äußeren Membran gramnegativer Bakterien vorkommen und starke Entzündungsreaktionen auslösen. Bei Mäusen, denen eine tödliche Endotoxindosis verabreicht wurde, soll Kava eine Immunisierung bewirkt haben, welche die Mäuse immun gegen eine normalerweise tödliche Entzündungsreaktion machte.

Diese entzündungshemmenden Eigenschaften scheinen zudem eine Verringerung von entzündungsinduzierten Blutgerinnungsvorfällen zu bewirken. Diese Wirkungen scheinen mittels Hemmung von Entzündungswegen zu funktionieren, die durch eine als Arachidonsäure bezeichnete entzündungshemmende Fettsäure vermittelt werden.

Schlaffördernde Eigenschaften

Die Behandlung von Angstzuständen ist oftmals förderlich, um Schlaflosigkeit zu bekämpfen und umgekehrt. Obwohl es Ausnahmen gibt wie beispielsweise Melatonin, das nur zum Schlafen verwendet werden sollte, sind die meisten natürlichen Mittel gegen Angstzustände und Schlaflosigkeit relativ austauschbar. Bei den gängigen pharmazeutischen Schlafmitteln handelt es sich um Medikamente, die häufig auch gegen Angstzustände verschrieben werden.

Daher ist es wenig überraschend, dass in einigen der klinischen Studien zur Behandlung von Schlaflosigkeit mit Kava ebenfalls positive Auswirkungen beobachtet werden konnten. In einer Pilotstudie, in der man Kava und Baldrian zur Behandlung stressbedingter Schlafstörungen untersuchte, wurde beobachtet, dass beide Mittel vorteilhafte Auswirkungen haben können. So sollen sowohl das Stressniveau als auch die Schlafstörungen durch Kava und Baldrian reduziert worden sein.

In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurden die Auswirkungen von Kava auf angstbedingte Schlafstörungen untersucht. Die Forscher machten während der vierwöchigen Studie die Beobachtung, dass sich durch die Einnahme von Kava sowohl die Schlafqualität verbesserte als auch die Angstzustände reduzierten. Eine große internetbasierte Studie ergab allerdings, dass Kava die Schlaflosigkeitssymptome im Vergleich zu einer Behandlung mit Placebos, die angeblich ebenfalls bedeutende Wirkungen zeigte, nicht signifikant verbessern konnte. Sowohl Kava als auch Placebos reduzierten den Schweregrad der Schlafstörungen während der Studie um fast die Hälfte.

Es sind noch weitere Forschungen erforderlich, um die Auswirkungen von Kava auf Schlafstörungen umfassend zu bewerten. In Anbetracht der Tatsache, dass die Ergebnisse der bisher veröffentlichten Studien deutlich darauf hinweisen, dass Kava über angstlindernde Eigenschaften verfügt, scheint es wahrscheinlich, dass Kava zumindest bei einer Untergruppe von Patienten mit Schlafstörungen eine gewisse Linderung der Symptome bewirken kann.

Kavapulver und Getränk auf einem Tisch

‌‌‌‌Studien zur angstlösenden Wirkung von Kava beim Menschen

Humanstudien zum Potenzial von Kava, Angstzustände zu lindern, scheinen ziemlich konsistente Wirkungen zu zeigen. Die Empfehlungen für den therapeutischen Einsatz der Pflanze bei Angstzuständen reichen mehr als 100 Jahre zurück und stützen sich auf Beobachtungen in der traditionellen Anwendung.

Eine der ersten Doppelblindstudien stammt aus dem Jahr 1991 und wurde in Deutschland durchgeführt. In der Studie wurde bereits nach einer Woche eine signifikante Verringerung der Angstsymptome beobachtet, wobei die Wirkung einen Monat lang anhielt. Die Behandlung wurde angeblich gut vertragen, ohne dass irgendwelche Nebenwirkungen aufgetreten sind. Eine im Jahr 1997 durchgeführte größere Studie dauerte sogar noch länger, genauer gesagt 25 Wochen, und zeigte erneut signifikante Vorteile bei minimalen Nebenwirkungen.

In einer separaten doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurde der Umstieg von Benzodiazepinen, d. h. gängigen Medikamenten zur Bekämpfung von Angststörungen, zu Kava als Alternative untersucht. Dabei stellte man eine gute Wirksamkeit, Verträglichkeit und Verbesserung der Angstsymptome beim Umstieg auf Kava fest.

Während eine kleine Studie zur Wirksamkeit von Kava bei der Behandlung generalisierter Angststörungen keine signifikanten Vorteile beobachten konnte, war die Studie klein und die Placebo-Antwort robust. Probanden, die an der Studie teilnahmen und unter Angstzuständen litten, zeigten nach der Einnahme von Kava eine Verbesserung, wobei jedoch auch bei manchen der Probanden, welche die Placebo-Behandlung erhielten, eine Besserung eintrat. Eine separate kleine Studie an Frauen nach den Wechseljahren konnte eine Verringerung der Angstzustände nach einmonatiger Einnahme von Kava beobachten, die nach drei Monaten sogar noch deutlicher war. Einer der größten Ausreißer war eine Internetstudie, bei der minimale signifikante Auswirkungen des Krauts festgestellt wurden.

Eine größere Studie mit niedrigerer Dosis, bei der die Hälfte der gewöhnlichen Behandlungsmenge an Kavalactonen verwendet wurde, konnte auch einige Nutzen im Fall von neurotischer Angst feststellen. Bei den niedrigeren Dosierungen waren die Verbesserungen jedoch nicht so robust wie in früheren Studien. Einige Zeit später wurde dann in einer weiteren Studie eine niedrigere Dosis Kava zur Behandlung von Angstzuständen beurteilt. Selbst im Fall niedrigerer Dosierungen stellte man fest, dass die Behandlung zur Verringerung von Angstzuständen wirksam und gut verträglich war.

Obwohl es einige weitere Studien mit negativen Ergebnissen gibt, haben Rezensionen im Allgemeinen bestätigt, dass Kava Angstzustände zu reduzieren scheint, wobei einer der Autoren feststellte, dass Kava eine „eindeutige anxiolytische Wirkung“ hat. Rezensionen zufolge sind zwar noch weitere Studien zu Kava erforderlich, jedoch könnte diese Pflanze vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf die Behandlung von Angstzuständen liefern und eine gute Option für die kurzfristige Behandlung von Angststörungen über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen darstellen.

‌‌‌‌Sicherheit und Toxizität

Jede Auseinandersetzung hinsichtlich der medizinischen Verwendung von Kava muss auch das Thema Sicherheit ansprechen. Zwar wurde die traditionelle Anwendung von Kava nicht mit Leberproblemen in Verbindung gebracht, jedoch wurde bei einigen Kava-Extrakten über seltene Fälle von Leberschäden, Leberversagen und Tod berichtet. Dies ist zwar bedenklich, jedoch muss auch berücksichtigt werden, dass diese Ereignisse selten sind – viel seltener als die Lebertoxizität, die von diversen gängigen Medikamenten ausgeht, die allgemein verwendet werden. Dazu zählen Antibiotika, Antiepileptika und nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDS).

Im Jahr 2008 hat die Weltgesundheitsorganisation die Daten aus den Fallberichten zur Lebertoxizität überprüft. Es gab insgesamt 93 Fälle, von denen nur bei acht die Wahrscheinlichkeit anerkannt wurde, dass sie auf die Einnahme von Kava zurückzuführen sind. Bei 53 weiteren Fällen bestand zwar eine Möglichkeit, jedoch waren diverse Störfaktoren vorhanden.

Bei der Überprüfung der Fälle wurde festgestellt, dass der zeitgleiche Konsum von Alkohol und Kava ein prädisponierender Faktor für Leberschäden sein kann. Jedem, der Kava konsumiert, wird daher davon abgeraten, das Kraut mit Alkohol zu kombinieren.

Es ist auch wahrscheinlich, dass Zubereitungen, die Probleme verursachten, mit anderen Methoden als der traditionellen und unter Verwendung von Pflanzensorten hergestellt wurden, die normalerweise nicht für den menschlichen Verzehr benutzt werden. Bei den traditionellen Extrakten handelte es sich um Kaltwassermazerationen von Wurzeln „edler“ Kava-Pflanzen.

‌‌‌‌‌‌‌‌Edle Kava versus „zweitägige“ Kava

Die Fälle von Lebertoxizität scheinen auch auf eine Änderung der angebauten und exportierten Kava-Arten zurückzuführen sein. Edle Kava wurde für traditionelle Zeremonien verwendet, wobei diese mindestens vier Jahre lang wachsen musste, bis sie geerntet werden konnte. Leider begann einer der größten Hersteller von Kava-Extrakten aufgrund der hohen Nachfrage, andere Sorten der Pflanze zu erforschen, die auf Vanuatu – der Hauptinsel der kommerziellen Kava-Produktion – wuchsen.

Nach der chemischen Analyse fand man heraus, dass „zweitägige“ Kava schneller wuchs und einen höheren Kavalacton-Gehalt enthielt. Der Export dieser Kava-Sorte, die nie in traditionellen Zeremonien verwendet wurde, für den menschlichen Verzehr war verboten. Die Vorschriften wurden jedoch ignoriert und die Pflanze zur Herstellung von Kava-Extrakten mit Aceton verwendet. Kurz darauf traten dann die ersten Fälle von Lebertoxizität auf.

Bei den Kava-Pflanzen, denen man im Rahmen klinischer Studien eine sichere und wirksame Verwendung attestiert hatte, handelte es sich nahezu ausschließlich um Alkoholextrakte aus edlen Kava-Pflanzen. Im Rahmen aller klinischen Studien wurden 14.114 Personen Kava-Präparate verabreicht, ohne dass Hinweise auf eine Lebertoxizität oder -probleme ersichtlich waren. Die Studien kamen im Allgemeinen zu dem Schluss, dass Kava sicher und gut verträglich ist. Trotzdem sollten Menschen mit bekannten Leberproblemen Kava-Produkte vorsichtshalber meiden. Auch die Dosierung von Kava sollte die empfohlenen Werte nie überschreiten.

‌‌‌‌Fazit

Kava ist eine faszinierende Pflanze mit einer langen Geschichte der sicheren traditionellen Verwendung. Die Ergebnisse der verschiedenen Studien scheinen auf eine signifikante angstlösende Wirkung hinzuweisen, wobei die Pflanze möglicherweise eher für eine kurzfristige Anwendung geeignet ist. Wenn die entsprechenden Kava-Pflanzen richtig verwendet und verarbeitet werden, soll es wohl keine Sicherheitsbedenken geben.

Zwar sind einige seltene Fälle von Lebertoxizität aufgetreten, jedoch deutet die Literatur darauf hin, dass diese mit „zweitägigen“ Kava-Sorten in Verbindung stehen, die möglicherweise aus Aceton-Extrakten hergestellt wurden und nie für den Export und die Verwendung beim Menschen zugelassen waren. Wie bei jedem pflanzlichen Produkt ist es wichtig, das Kraut von seriösen Herstellern zu beziehen, um Risiken zu minimieren.

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